Heute ist der 28. Lenzmond 26 n.B.

151 Das große Gleichnis

152 Es war einmal ein König der seinen Untertanen, Männern und Frauen, viel der gleichen Gunst zukommen ließ.

153 Sie lebten im Überfluss, die Männer hatten die Erlaubnis in den Wäldern zu jagen, soviel sie wollten und die Frauen durften sich an den Kräutern bedienen, wie es ihnen beliebte.

154 Viele der Männer kamen bei der gefährlichen Jagd um, während die Frauen Kinder gebaren und sie großzogen.

155 Als die Männer aber ihren Kinderreichtum sahen, wurden sie neidisch und sprachen sie seien verhext zur Kinderlosigkeit.

156 Die Frauen aber spotteten ihrer Männer und verlachten sie.

157 Erbost zogen die Männer in die Wälder um die Kräuter zu rupfen, auf dass die Frauen sie nicht mehr verhexen konnten.

158 Die Frauen jedoch schlugen das Holz in den Wäldern des Königs, auf das das Vieh flüchtete und die Männer es nicht mehr jagen und essen konnten.

159 Da nahmen die Männer die gerupften Kräuter und warfen sie in das Feuer, auf dass auch ihre Frauen des Essens nichts mehr hatten.

160 Als aber das Gesicht des Königreiches geschunden, die Wälder gefällt und die Pflanzen entwurzelt und kaum ein Mensch mehr lebend, da wollten ein Mann und eine Frau in einem Zweikampf den Streit entscheiden.

161 Sie trafen sich um sich beide in den Tod zu reißen, was den Kampf aufs Neue schürte.

162 Der König sah das Morden an Mensch, Vieh und Pflanzen mit Verbitterung:

163 Da habe ich ihnen des Essens und Trinkens gegeben, ein Leben ohne Leid und Verderben und wie danken sie es mir?

164 Sie roden meine Wälder, in denen ich ihnen zu jagen und zu sammeln erbot.

165 Und er entschloss sich, ihnen fortan das Leben zu erschweren, auf dass seine Untertanen nicht mehr die Zeit fänden sich zu streiten und zu töten und die Wälder zu schänden.

166 Er riss die Dämme ein, die ihnen das Wasser gaben, wenn es trocken und die Flut hielten, wenn es allerorten feucht.

167 Und eine Welle ergoss sich über das Land und riß viele Menschen hinfort.

168 Da das Wasser vergangen, sprießte das Gras und nach dem Gras das Gesträuch aus der Erde die sie geschändet.

169 Und das letzte was geblieben an Holz und durch die Masse des Wassers entwurzelt, verdorrte in den trockenen Tagen und fing Feuer, auf dass die Flammen durch das Land gingen und fraßen was die Menschen erbaut und ihnen gaben.

170 Da nun der Zorn des Königs verraucht sprach er:

171 Nun da mein Werk vollbracht, werde ich mich abwenden von meinen Untertanen und sie ein Leben in Mühsal und Arbeit führen lassen.

172 Sie sollen des Streites zu müde sein.

173 Ich will ihnen fortan das Leben durch meine Gunst nicht mehr versüßen.

174 Und so tat er.

175 Die Menschen bestellten die Erde, um ihr die Ernte unter tausend Qualen abzuringen.

176 Das Feuer folgte der Trockenheit und wenn diese vorüber, kam das Wasser zu reichlich.

177 Die Menschen aber begannen ihren König zu verfluchen und ihn zu lästern, da er sie so schändlich allein gelassen.

178 Nach langer Zeit, da sie so lebten, beschloss der König zu sehen was sie täten.

179 Er rief einen Bauer zu sich, um ihn nach seinem Leben zu fragen. *30 Er aber sprach:

180 Was fragt ihr nach dem Leben, Herr, wenn ihr mich des Todes näher sein lasst.

181 Und er verfluchte seinen Namen und lästerte ihn.

182 Der König aber sprach:

183 Was flucht und lästert ihr?

184 Habt ihr nicht selbst durch Streit und Verderben meine Gunst verwirkt?

185 Ich gab euch meine Wälder zu sammeln und zu jagen und ihr habt sie geschändet bis in die tiefsten Wurzeln.

186 Würdest du mir das Feld freien Willens bestellen, wenn ich Deine Ernte niederbrennen würde?

187 Der Bauer begann zu verstehen:

188 Nun Herr, da ich meine Schuld erkannt, weiß ich nicht was zu tun!

189 Der König sprach zu ihm:

190 Nun da du deine Schuld erkannt, gehe auf dein Feld, den Acker zu bestellen, statt dein Schicksal zu verfluchen und von jeder Ähre die du geerntet, bringe mir ein Korn dar.

191 Und danke mir bevor du speist, denn die Gunst ist mit den Dankenden und nicht mit den Fordernden.

192 Den Stillen werde ich in der Not geben, was ich geben kann, doch den Lauten werde ich nicht eine Tat widmen.

193 Und wenn du deine Ernte heimgebracht, dann denke an die Arbeit, die dich von der Schuld befreit, die dich belastet und dir deinen Rücken krümmt.

194 Der Bauer dankte und tat wie ihm der König geheißen.

195 Es kam der Tag da alle Hunger litten, doch nicht so der Bauer, der tat, wie ihm geheißen.

196 Er bekam das Korn, das er in den guten Zeiten dem König gegeben, tausendfach als Ernte seiner Saat zurück.

197 Hier schloss der Bauer seine Erzählung und blickte den Gast an, der verstanden.

198 Was soll ich nun tun? fragte er.

199 Und der Bauer antwortete:

200 Geh´ wie Dir die Götter geheißen und spotte ihrer nicht und hadere nicht mit deinem Schicksal.

201 Wenn du erntest in den guten Zeiten, so bringe den Göttern einen Teil deiner Ernte dar, um ihnen zu danken für das was du erhalten.

202 Die Gunst ist mit den Stillen, fordere nicht was du nicht hast sondern danke für das, was du hast und es wird dir gegeben was du dir gewünscht.

203 Und der Gast ging aus am folgenden Tage und tat wie ihm die Götter geheißen.

204 Und es kam die Zeit der Not und er bekam, was er den Göttern gegeben, auf das tausendfache zurück.

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